

Die traditionelle Möbelindustrie folgt oft einem linearen Modell: Rohstoffgewinnung, Produktion, Nutzung, Entsorgung. Doch angesichts knapper werdender Ressourcen und wachsender Umweltbelastung gewinnt die Kreislaufwirtschaft an Bedeutung. Ziel ist es, Produkte und Materialien so lange wie möglich im Umlauf zu halten, ihren Wert zu maximieren und Abfall zu minimieren. Laut einer Studie von Eurostat beträgt der Anteil der Sekundärrohstoffe am gesamten Rohstoffverbrauch in Deutschland lediglich etwa 13 %.

Erste Impulse zur Umsetzung zirkulärer Modelle kommen aus dem großflächigen Möbelhandel. So hat die Großfläche mit Pilotprojekten zur Rücknahme gebrauchter Möbel begonnen und testet Ansätze für eine Wiederverwertung im stationären Umfeld. Ziel ist es, den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern und gleichzeitig Ressourcen zu schonen – etwa durch den Wiederverkauf gut erhaltener Möbelstücke oder die Integration von Rücknahmeprogrammen direkt am Point of Sale.
Auch im mittelständischen Bereich gibt es Vorreiter: Das bayerische Unternehmen WYE hat ein vollständig kreislauffähiges Möbelkonzept entwickelt, das auf dem nachhaltigen Werkstoff Neolign basiert – einem industriellen Nebenprodukt aus der Holzverarbeitung. Die Möbel sind so konstruiert, dass sie nach der Nutzungsdauer zurückgenommen und in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden können. Dabei steht nicht nur das Produkt, sondern das gesamte Geschäftsmodell im Zeichen der Wiederverwertung.
Neben dem Wiederverkauf gebrauchter Möbel gewinnen Miet- und Abo-Modelle an Bedeutung. Unternehmen wie der Online-Möbelhändler Beliani bieten Möbel im Abonnement an, was insbesondere für temporäre Wohnsituationen oder für Kund:innen mit Wunsch nach Flexibilität attraktiv ist. Diese Modelle ermöglichen es, Möbel mehrfach zu nutzen und somit den Ressourcenverbrauch zu reduzieren.
Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Plattformen wie Resourcify bieten Unternehmen die Möglichkeit, Rücknahmesysteme effizient zu koordinieren und Materialien ins Recycling zurückzuführen. Zudem fördert die Einführung digitaler Produktpässe die Transparenz über den Lebenszyklus von Möbeln und erleichtert deren Wiederverwertung

Für Möbelhändler:innen eröffnen sich durch die Kreislaufwirtschaft neue Geschäftsfelder:
Angebote wie Rücknahmeprogramme oder Mietmodelle sprechen umweltbewusste Kund:innen an und fördern die Loyalität.


Durch nachhaltige Geschäftsmodelle können sich Händler:innen von Mitbewerbern abheben und neue Zielgruppen erschließen.
Der Verkauf aufbereiteter Möbel oder die Vermietung von Möbeln bieten neue Umsatzpotenziale.

Die Integration von Kreislaufwirtschaftskonzepten erfordert zwar Investitionen in Logistik und Digitalisierung, bietet jedoch langfristig ökologische und ökonomische Vorteile.
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Quellen: Haufe | Resourcify | imm cologne | Digitalisierung und Circular Economy
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