In Zeiten wachsenden Umweltbewusstseins steigen auch die Ansprüche von Verbraucher:innen an die Möbelbranche. Viele Unternehmen werben mit nachhaltigen Materialien, CO₂-neutraler Produktion oder recycelbaren Verpackungen. Doch was davon ist wirklich fundiert – und was bloß Fassade?
Greenwashing bezeichnet die bewusste oder unbewusste Irreführung von Verbraucher:innen durch umweltbezogene Werbeaussagen, die keiner faktischen Grundlage standhalten. Typische Merkmale sind vage Begriffe wie „umweltfreundlich“ oder „nachhaltig“ ohne Beleg, oder das Hervorheben einzelner ökologischer Aspekte bei gleichzeitiger Ausblendung anderer problematischer Bereiche. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission sind rund 53 % der geprüften Umweltversprechen irreführend oder unklar formuliert. Auch das Umweltbundesamt kritisiert, dass viele Unternehmen zwar mit Nachhaltigkeit werben, aber keine nachvollziehbaren Informationen liefern.
Greenwashing mag kurzfristig Aufmerksamkeit generieren, birgt aber erhebliche Risiken:
Werden Nachhaltigkeitsversprechen als unglaubwürdig entlarvt, leidet die Marke dauerhaft.
Die EU plant strengere Regulierungen gegen irreführende Umweltaussagen (z. B. Green Claims Directive).
Studien zeigen, dass besonders jüngere Zielgruppen Nachhaltigkeit ernst nehmen. Wird Greenwashing vermutet, weichen sie zur Konkurrenz aus.
Die gute Nachricht: Es gibt klare und praktikable Wege, wie Möbelhändler:innen Vertrauen aufbauen können – durch ehrliche, transparente und belegbare Nachhaltigkeitsstrategien.
Verbraucher:innen wollen wissen, woher ihre Möbel stammen. Ein klar kommunizierter Ursprung von Materialien – inklusive Informationen zu Herstellung, Transport und Arbeitsbedingungen – schafft Glaubwürdigkeit. Tools wie Blockchain-basierte Nachverfolgung oder Zertifikate (z. B. FSC®, PEFC, OEKO-TEX®) bieten hier belastbare Grundlagen.
Vorteil: Unternehmen mit offengelegter Lieferkette genießen nachweislich höheres Vertrauen und werden bei ethisch motivierten Kaufentscheidungen bevorzugt.
Begriffe wie „klimaneutral“ oder „nachhaltig“ sollten nicht inflationär verwendet werden. Besser ist es, konkrete Zahlen, Maßnahmen und Fortschritte offen zu legen. Beispiele:
• „Unsere Sitzmöbel werden aus regionalem Buchenholz gefertigt, das FSC®-zertifiziert ist.“
• „2024 konnten wir durch optimierte Transportwege 18 % CO₂ einsparen.“
Vorteil: Eine klare, überprüfbare Kommunikation hebt Händler:innen von Wettbewerbern ab und stärkt die Kundenbindung.
Glaubwürdige Umweltlabels helfen nicht nur Verbraucher:innen bei der Orientierung, sondern schützen Händler:innen auch rechtlich. Die Voraussetzung: Die Zertifikate müssen fundiert, aktuell und nachvollziehbar sein.
Tipp: Setzen Sie auf etablierte Labels wie den Blauen Engel, das EU Ecolabel oder Cradle to Cradle® – ein Zertifikat, das Produkte nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft bewertet, bei dem alle Materialien entweder biologisch abbaubar sind oder vollständig in technische Kreisläufe zurückgeführt werden können – und erklären Sie aktiv, wofür diese Siegel stehen.
Echte Nachhaltigkeit ist kein Einzelprojekt, sondern Teil einer Haltung. Wer umweltfreundliche Sortimente, soziales Engagement und faire Arbeitsbedingungen als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie begreift, schafft Differenzierung im Markt.
Vorteil: Kund:innen, Mitarbeitende und Geschäftspartner:innen verbinden Ihr Unternehmen mit positiven Werten – ein klarer Wettbewerbsvorteil in Zeiten von Purpose-Driven Marketing, bei dem Unternehmen nicht nur Produkte, sondern auch gesellschaftliche Überzeugungen und Verantwortung glaubwürdig kommunizieren.
Greenwashing mag kurzfristig den schönen Schein erzeugen, doch nur eine nachhaltige Praxis bringt langfristig Erfolg. Die Möbelbranche steht in der Verantwortung, nicht nur Trends zu folgen, sondern glaubwürdige Lösungen zu schaffen. Für Händler:innen liegt die Chance darin, durch Transparenz, messbare Maßnahmen und konsistente Kommunikation eine stabile, vertrauensvolle Kundenbeziehung aufzubauen. Wer aufrichtig und nachvollziehbar agiert, wird belohnt – mit Loyalität, Differenzierung und zukunftsfähigem Wachstum.
Das Kaufverhalten der Gen Z Nachhaltigkeit als Verkaufsargument Visual Merchandising
Quellen: EU-Kommission | Umweltbundesamt | GfK
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